Aufruf zum Gedenken an den Anschlag in Hanau vor einem Jahr
Anna Ohnweiler
In ein paar Tagen jährt sich das Attentat von Hanau, der Terroranschlag, welcher am 19. Februar 2020 zehn Menschen das Leben gekostet hatte. Auch hier spricht man von einem Einzeltäter, doch das war er nicht. Tobias R., der Attentäter war nur der verlängerte Arm derer, welche schon Jahre davor den Boden für solche Taten bereitet haben und auch jetzt noch bereiten, dadurch kam es zu diesem rassistischen Anschlag, welcher es nur auf Menschen mit Migrationshintergrund abgesehen hatte.
In Deutschland empören wir uns oft über Rassismus im Ausland, über Mordtaten von Polizisten in den USA, dabei blenden wir oft aus, dass wir in unserem Land schon lange die gleiche Entwicklung beobachten können, denn im Bundestag sitzt seit September 2017 eine Partei, welche immer wieder mit ihrer Wortwahl versucht, durch Hass und Hetze die Gesellschaft zu spalten. Diese Saat geht leider auf. Der fruchtbarste Boden sind dann psychisch labile Menschen wie in diesem Fall.
In meinen Ohren klingt es dann fast wie eine Entschuldigung, wenn das ärztliche Gutachten klare Anzeichen von paranoiden Schizophrenie attestiert. Nein, es darf keine Entschuldigung zur Entlastung des Täters aber auch der Gesellschaft sein. Der Mörder war in der Lage, die Tat minutiös zu planen und durchzuführen. Man kann psychisch krank und rechtsextrem sein.
Auch wenn die paranoide Schizophrenie die Tat begünstigt hatte, war sie nicht der Auslöser. Auslöser war die rechtsextreme Einstellung des Täters, welche durch die Präsenz rechter und feindlicher Äußerungen in den Medien und im Netz und durch das Vorbild früherer Gewalttaten genährt wurde und welche somit zum Ausführen der Tat beitrugen.
Es ist bekannt, dass labile Menschen beeinflussbar sind, deshalb ist es sehr wichtig, dass die Politik der Spaltung einer Gesellschaft gegensteuert. Nach dem Anschlag von Hanau hat die Bundesregierung endlich begriffen, dass etwas getan werden muss und hat in einem Kabinettsausschuss 89 Maßnahmen gegen Rassismus erarbeitet. Rechtsextremismus und Rassismus sollen stärker bekämpft werden. Nun müssen den Worten die Taten folgen. Hoffentlich gelingt es besser, wenn dann nach der Wahl auch das Innenministerium anders besetzt ist.
Die OMAS GEGEN RECHTS in Deutschland werden die Entwicklung beobachten und die Versprechen konsequent einfordern, damit Menschen nie wieder auf so brutale Art aus dem Leben gerissen werden, wie der 23-jährige Ferhat Unvar, die 35-jährige Mercedes Kierpacz, der 30-jährige Sedat Gürbüz, der 37-jährige Gökhan Gültekin, der 20-jährige Hamza Kurtovic, der 33-jährige Kaloyan Velkov, der 23-jährige Vili Viorel Paun, der 21-jährige Said Nesar Hashemi, der 34-jährige Fatih Saracoglu und die 72- jährige Mutter des Täters Gabriele Rathjen.
Diese Namen sollen erinnern und mahnen.
Wir gedenken am 19. Februar der Opfer, welche aber nicht nur an diesem Tag in unserem Gedächtnis sind, denn sie verdeutlichen uns die Gefahr, in welcher eine Demokratie und die Menschen dieser schweben können, wenn man den Rechtsextremen zu viel Raum lässt.
Pandemiebedingt können wir keine zentrale Gedenkveranstaltung planen und bitten deshalb, dass die Omagruppen ihre Ideen hier mitzuteilen, wie wir diesen Tag begehen könnten. Ideen, welche hier veröffentlicht werden sollen, Mahnwachen, Menschenketten oder virtuelles Gedenken, bitte an aktuelles@omasgegenrechts-deutschland.org senden. Das Redaktion-Team freut sich darauf.