GEDENKEN UND MAHNEN

Die OMAS GEGEN RECHTS Nagold und Kreis Calw trafen sich am 27. Januar 2023 um 14:00 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Jüdischen Friedhof in Baisingen. Die Wahl des Ortes hat eine besondere Bedeutung, denn in dem kleinen Ort Baisingen waren im 19. Jahrhundert ein Drittel der Dorfbewohner jüdischen Glaubens. Sie waren geachtete Bürger dieses Ortes, bis die Nazis kamen.

Thomas Baitinger, ein OPA GEGEN RECHTS, eröffnete die Veranstaltung mit einem kurzen Beitrag über die Geschichte der Baisinger Juden, welche auch einigen der etwa 30 Teilnehmer so nicht bekannt war.

Nach der Schoah kam der einziger Überlebende Harry Kahn in sein Heimatdorf zurück, welches über 400 Jahre die Heimat seiner Vorfahren war.

Es wurde bedrückend still, als Daniela Steinrode die „Todesfuge“ von Paul Celan vorlas. Danach folgte Ulla Utters mit dem Zeitzeugenbericht „Das Taschentuch“ von Orli Wald-Reichert. Hier wurden das Schicksal eines blinden Mädchens in Auschwitz beschrieben, eines Kindes einer polnischer Mutter und eines deutschen Vaters, welcher an der Ostfront als Wehrmachtssoldat kämpfte. Das Mädchen durfte nicht leben und wurde mit einer Giftspritze mitten ins Herz getötet.

Passend dazu las danach Anna Ohnweiler „Das Lied des Kindes im Wind“ vor, die erste Strophe zuerst in italienischer Sprache, danach die deutsche Übersetzung.

Auf Friedhöfen ist es immer still, doch hier war es so still, dass es weh tat.

Dass Helga Mühleisen danach noch „Das Zigeunerlager“ von Elisabeth Guttenberger vorlesen sollte, war auch für sie nicht einfach.

Elisabeth Guttenberger hat Auschwitz überlebt, doch danach, immer wenn sie Sommerkleider trug, die Häftlingsummer überklebt, da sie die zum Teil spöttischen und boshaften Blicke der Menschen in der Nachkriegszeit nicht ertragen konnte.

Bevor Helmut Luckert die Veranstaltung mit dem Psalm 121 in hebräischer Sprache und danach in deutscher Übersetzung und einem stillen Gebet beendete,

sprach Anna Ohnweiler für die OMAS GEGEN RECHTS in Deutschland.

Es war wie ein Versprechen.

„Aktuell leben wir in einer Zeit, in welcher nicht oft genug gegen politische Tendenzen gekämpft werden muss, welche unsere parlamentarische Demokratie auszuhebeln versuchen, welche die Würde und den Wert eines Menschen mit Füßen treten.

Deshalb ist es wichtig, nicht aufzuhören zu erinnern und zu mahnen und gleichzeitig auch dafür zu kämpfen, dass es ein NIE WIEDER einer Zeit wie die Naziherrschaft auf diesem Boden gibt, welche Leid, Elend und Tod über Menschen bringt, nur weil sie eine andere Hautfarbe, Sprache, Religion, Geschlecht oder gesundheitliche Beeinträchtigungen haben.

Erinnern und Mahnen darf nicht aufhören, wenn es um unsere jüngste Geschichte geht, wenn es darum geht, dass es eine Zeit gab, in der etwas geschehen ist, was man nicht für möglich gehalten hätte. Schon gar nicht in einer Kulturnation.

Hier vor den Toten müssen wir uns verbeugen und um Vergebung bitten, für all das Leid, dass unseren jüdischen Brüdern und Schwestern und all denen angetan wurde, welche die Nazis als unwertes Leben erklärt hatten. NIE WIEDER! Wir tragen alle eine große Verantwortung.“

Einen großer Dank an den Kameramann Michael Döring, welcher erlaubt, dass wir seine Aufnahmen verwenden und an Natascha Tagwerk, welche sie mir zugesandt hat.