Antifeminismus als Gefahr für die demokratische Kultur


Roswitha Emmerich:
Eine sehr interessante Veranstaltung anlässlich des Internationalen Frauentags bot in Idar-Oberstein der Verein DEMOKRATISCHES NETZWERK HUNSRÜCK-HOCHWALD e. V., zu dessen Vorstand auch OMAS GEGEN RECHTS gehören. In der Begrüßung deklarierte die Vereinsvorsitzende Monja Roepke die Gleichberechtigung der Geschlechter als ein universelles Menschenrecht. Dem entgegen stehe die Tatsache, dass weltweit Millionen von Frauen beim Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung und in ihrem alltäglichen Leben diskriminiert würden. Darüber hinaus sei in der Gesellschaft eine Zunahme antifeministischer Phänomene zu beobachten: Dies veranlasste den Verein zu einer Vortragsveranstaltung mit Nicola Rosendahl von der MOBILEN BERATUNG GEGEN RECHTSEXTREMISMUS RHEINLAND-PALZ e. V. Nicola Rosendahl definierte Antifeminismus als Abwehrkampf gegen bereits erreichte demokratische Errungenschaften. Es werde darin behauptet, dass die Gleichstellung der Geschlechter bereits erreicht und Männer „Opfer“ aller heute noch bestehenden Anliegen der Gleichberechtigung seien. Mit der Gegnerschaft von Prozessen der gesellschaftlichen Liberalisierung werde die Aufrechterhaltung von Herrschaftsansprüchen bezweckt, so die Referentin.
Wie sieht Antifeminismus in der Praxis aus? Nicola Rosendahl konnte antifeministische Bestrebungen in vielen gesellschaftlichen Feldern aufzeigen. Gleichstellungsbeauftragte seien in ihrer Arbeit zunehmenden Angriffen durch rechtsautoritäre und extrem rechtsgesinnte Menschen ausgesetzt. Selbstbewusste Frauen, die sich in der Öffentlichkeit oder im Netz zu Wort melden, würden extremste Anfeindungen bis hin zu Vergewaltigungswünschen und Morddrohungen erfahren. Schulische Lerninhalte, die sich mit geschlechtlicher Vielfalt befassen, würden als angebliche „Umerziehung“ von Kindern und Jugendlichen diskreditiert. Indem sexualisierte Gewalt als importiertes Problem dargestellt werde, würden feministische Argumente für nationalistische und rassistische Zwecke instrumentalisiert. Seit Beginn der Frauenbewegung werde behauptet, dass Feminismus die Frauen ehe- und kinderlos mache, womit zugleich die Sorge um den Erhalt des „Volkes“ und der „Kultur“ zum Ausdruck komme. Im Verschwörungsmythos vom angeblichen „Großen Austausch“ schließe sich der Kreis zum Antisemitismus.
Doch Antifeminismus sei keinesfalls auf die extreme Rechte beschränkt. Er bilde vielmehr ein Scharnier zwischen extrem rechten Weltbildern, rechtskonservativen Kräften und der bürgerlichen Mitte und könne in der Diffamierung des Strebens nach Geschlechtergerechtigkeit zum Ausdruck kommen.
Anstatt auf antifeministische Anfeindungen mit Resignation und Rückzug zu reagieren, erachteten die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung den entschiedenen Kampf für eine weitere tatsächliche Demokratisierung der Gesellschaft als lohnenswert. Die Auseinandersetzung mit rechtsautoritären Strategien und das Durchschauen von Argumentationsmustern wurden als Gegenstrategie diskutiert. Solidarisierende Reaktionen in der Berufswelt oder in verbandlichen Strukturen, eine gute Vernetzung und das Wissen über Beratungsangebote wurden in der Aussprache für unerlässlich gehalten. Der anregende Gedankenaustausch motivierte den Vorstand des Vereins DEMOKRATISCHES NETZWERK HUNSRÜCK-HOCHWALD e. V., weitere Veranstaltung zur Thematik zu organisieren.